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Sterblichkeit in der EU-27

Die Analyse von Corona-Infektionen und -Verstorbenen wird stark von der Anzahl der durchgeführten Tests sowie der Teststrategie beeinflusst. Deshalb haben wir zusätzlich die Anzahl der wöchentlichen Todesfälle in der EU über mehrere Jahre analysiert und dem gemeldeten Infektionsgeschehen gegenübergestellt. Die Anzahl der Todesfälle wird in den meisten Ländern seit vielen Jahren zuverlässig erfasst. Das europäische Statistikamt EUROSTAT stellt für die meisten europäischen Länder die wöchentlichen Todesfälle, gegliedert nach Geschlecht und Altersgruppe, zur Verfügung.

Um Ausreißer zu eliminieren haben wir einen gleitenden 4-Wochen-Durchschnitt der wöchentlichen Todesfälle pro Land ermittelt. Um saisonale Schwankungen wie die jährliche Verschiebung der Grippe-Saison auszugleichen, haben wir für 2020 einerseits und alle Vorjahre andererseits den höchsten Wert ermittelt, d.h. die 4-Wochen-Periode mit den meisten Toten. Am Beispiel von Belgien beträgt dieses Verhältnis (auf der X-Achse) 181%, d.h. Belgien hatte 2020 eine 4-Wochen-Periode, in der 1,8 Mal mehr Menschen verstarben als in den schlimmsten Perioden der Vergangenheit. Gleichzeitig hat Belgien auch eine der höchsten COVID-19-Infektionszahlen (Y-Achse) und sehr viele Corona-Tote gemeldet, jeweils bezogen auf die Einwohnerzahl (Größe der Blase).

Somit ist Belgien ein Musterbeispiel, in dem sich die Statistiken gegenseitig bestärken. Viele gemeldete Infektionen spiegeln sich auch in zahlreichen Coronatoten und einer hohen Übersterblichkeit wider. Es gibt jedoch noch andere Schlussfolgerungen, die aus dieser Graphik hervorgehen:

  • Alle Länder in der EU-27 hatten mehr Tote zu beklagen als in der Vergangenheit (die Werte auf der X-Achse sind alle größer als 100%).
  • Grundsätzlich korrelieren hohe Infektionszahlen (Y-Achse), Todeszahlen (Größe der Blase) und Übersterblichkeit (X-Achse).
  • Es können klar zwei Gruppen unterschieden werden: Ca. die Hälfte der Bevölkerung lebt in Ländern, die sowohl hinsichtlich Sterblichkeit als auch Fallzahlen nur geringfügig betroffen sind, die andere Hälfte in stark betroffenen Ländern.
  • Luxemburg beispielsweise meldet die meisten Infizierten pro Einwohner, ist jedoch in der tatsächlichen Sterblichkeit nur geringfügig betroffen.
  • Ungarn, Tschechei, Slowenien, Estland und Deutschland hatten alle eine Übersterblichkeit von ca. 110%, melden aber zwischen ca. 300 Fällen pro Millionen Einwohner (Slowakei) bis ca. 2.300 Fällen pro Millionen Einwohner (Deutschland). Das entspricht einem Faktor 8.

Die Ursachen für diese Unterschiede können aus der Grafik nicht abgelesen werden. Mögliche Erklärungen sind aber unterschiedliche Dunkelziffern und Teststrategien, unterschiedlich gute Gesundheitssysteme.

Leider sind die Daten nicht für alle Länder aktuell verfügbar, deshalb konnten wir die folgende Auswertung nur bis Mitte August durchführen. In dieser Auswertung vergleichen wir die Gesamtzahl an Todesfällen in den verschiedenen Jahren. Im Berichtszeitraum sind damit 130.000 Menschen mehr gestorben als im Durchschnitt der Vorjahre. Das entspricht einer Steigerung der Sterblichkeit von fünf Prozentpunkten oder 0,3 Promille der Gesamtbevölkerung.

Die Übersterblichkeit ist das Verhältnis der Todeszahlen im Jahr 2020 im Verhältnis zum Durchschnitt der Jahre 2017-2019 (Jeweils KW1-KW33).